Have we passed peak collective?
Im Rahmen des Stipendiums auf Einladung 2023/2024 des Künstlerhaus Lauenburg hat das vierköpfige Kollektiv otc – Observant Thick Conversation ein Programm erarbeitet, das sich mit kollektivem Arbeiten aus künstlerischer und nicht-künstlerischer Sicht auseinandersetzt. In einem Symposium, einer Ausstellung und Gesprächsformaten greifen sie verschiedene Bereiche aus diesem Themenkomplex auf, verschränken diese mit dem Ort und verschiedenen Akteur:innen, aber auch inhaltlich miteinander. Es geht ihnen darum herauszufinden, was sind die Herausforderungen, Bedürfnisse und Arbeitsvoraussetzungen für kollektives Arbeiten? Wie können Kollektive unterstützt und gestärkt werden und voneinander lernen? Ziel des bis 2025 angelegten Projektes ist es, dass mit jeder Station Wissen, Verständnis und Solidarität wachsen, sich neue und größere Netzwerke bilden, die gemeinschaftlich zu einer Verbesserung der Situation von künstlerischen Kollektiven im Kunstbetrieb und auf kulturpolitischer Ebene beitragen können.
Video zum otc Symposium in Lauenburg 2024
Symposium:
Was heißt „Kollektiv“?
17.05. & 18.05.2024
Das Symposium möchte zu Beginn der Veranstaltungsreihe zunächst den Begriff des Kollektivs erörtern: Wo fängt kollektives Arbeiten an? Wie definieren wir kollektives Arbeiten? Unter welchen Rahmenbedingungen wird kollektives Arbeiten in und außerhalb der Kunst möglich? Was brauchen Kollektive und Gruppen? Wie ist die Situation in ländlichen Räumen?
Eingeladene Gastkollektive außerhalb Lauenburgs und lokale Akteur*innen werden zum 2-tägigen Symposium beitragen – mit einem Programm in Ober- und Unterstadt aus Diskussionen, Workshops, künstlerischen Interventionen und gemeinsamen Essen. So können die besprochenen Gedanken und Ideen beim kulinarischen Austausch weiter vertieft werden.
Slider zum Symposium (41 Fotos)
Programm Symposium
Freitag, 17. Mai 2024
14.00 Uhr Willkommen zu Have we passed peak collective?
Ort: Künstlerhaus Lauenburg
Begrüßung und Einleitung durch otc in das zweitägige Programm und das mehrteilige Gesamtprojekt “Have we passed peak collective?”
15.00 Uhr Workshop mit Mahjong Friends
Ort: Künstlerhaus Lauenburg
Nach einer Präsentation des Kollektivs Mahjong Friends werden wir gemeinsam ins Mahjong spielen einsteigen begleitet von Kaffee und Kuchen
Mahjong ist ein Brettspiel, in dem die reiche Geschichte und die kulturellen Traditionen Ostasiens widergespiegelt werden. Aufgrund der kulturellen und geografischen Isolation gibt es verschiedene Mahjong-Regeln in verschiedenen Ländern und Regionen, wie in Taiwan, Hongkong, verschiedenen Regionen Chinas, Japan, Korea, Malaysia und Singapur usw. Obwohl die Regeln variieren, können Menschen aus verschiedenen Sprach-, Kultur- und Ideologiehintergründen zusammenkommen und Mahjong spielen, da die Regeln relativ leicht austauschbar sind. Dadurch können Konflikte, Nationalitäten, politische Positionen, Ideologien und Kämpfe überbrückt werden, und Mahjong wird zu einem Ort, an dem Menschen zusammenkommen, kommunizieren, sich austauschen und Freundschaften schließen.
“Um diese wertvolle Situation weiter zu fördern, haben wir beschlossen, das Kollektiv „Mahjong Friends“ zu gründen. Wir hoffen, dass Mahjong dazu beiträgt, die komplexe Geschichte und die angespannte politische Situation in Ostasien zu verstehen, da das Spiel selbst voller politischer Metaphern ist. Kurz gesagt: „Ladet eure Feinde ein, Mahjong zu spielen!””
16.15 Uhr Austausch zum Workshop und Ausklang des Nachmittags
Ort: Künstlerhaus Lauenburg
17.00 Uhr Pause
18.30 Uhr Gemeinsames Abendessen
Ort: Künstlerhaus Lauenburg
20.00 Uhr Filmscreening
Ort: Künstlerhaus Lauenburg
die amitié
agnieszka aus polen kommt nach lübeck zur pflege eines älteren herrn, der langsam ins vergessen abdriftet. dieudonné reist von der elfenbeinküste an, um in einem großen gewächshaus zu arbeiten. beide werden teil eines netzwerks: amitié, eine ki, der sich jede:r anschliessen kann. wäre da nicht der verrückte polizist, der schleuser jagt!
Regie & Buch: kollektiv amitié
Weitere Infos: https://www.die-amitie.de
Slider zum Symposium – Fragen
Samstag, 18. Mai 2024
10.00 Uhr Workshop und Diskussion zum Thema Freiwilligenarbeit mit lokalen Akteur*innen
Wir bitten um Anmeldung an: info@kuenstlerhaus-lauenburg.de
Ort: Haus der Begegnung Lauenburg, Fürstengarten 29
Informationen zum Workshop:
Geplant ist ein Runder Tisch mit Workshop-Elementen, in dem sich mit Freiwilligenarbeit und Eigeninitiative im gesellschaftlichen Kontext auseinandergesetzt wird. Es ergeben sich diverse Überschneidungen in den grundsätzlichen Strukturen und dem Hintergrund der Freiwilligenarbeit und vieler Praktiken von Künstler*innenkollektiven, die ebenso meist unentgeltlich und eigeninitiativ aufgrund eines gesellschaftlichen Missstands entstanden und arbeiten. Uns interessiert in diesem Kontext insbesondere, wie und aus welchen Notwendigkeiten sich politische und gesellschaftliche Gruppen gründen. Durch den Kontext der Freiwilligenarbeit ergibt sich ein Dialog, der ganz andere Möglichkeiten bietet, Fragen, Werte und Normen auszuhandeln als z.B. am Arbeitsplatz. Dies beinhaltet natürlich auch die Herausforderungen anzusprechen, die mit diesem zunächst sehr offenen Raum einhergehen. Beispielsweise den Umgang mit individuellen Kapazitäten, Sprachdynamiken und Ressourcen. Der Prozess der politischen Aktivierung ist ein komplexes und vielschichtiges Thema, hierzu soll der Workshop Raum geben, persönliche Erfahrungen zu teilen und gemeinsam Strategien zu erarbeiten, um mit den alltäglichen Herausforderungen, die diese Arbeit beinhaltet, besser gemeinsam begegnen zu können.
12.30 Uhr Performance von Tremenda Corporea
Ort: Fürstengarten Lauenburg
Die Performance von Tremenda Corporea schließt an die derzeit im Künstlerhaus Lauenburg stattfindende Ausstellung “Fluid Futures” an. Der Künstler Víctor Artiga Rodriguez, Teil von Tremenda Corporea, stellt hier seine Arbeit “Thoughts on Fluid Assemblages” aus, in der die Performance als Videodokumentation zu sehen ist. Im Fürstengarten wird diese ortsspezifisch angepasst und kann einmalig live erlebt werden.
13.00 Uhr Gemeinsamer Spaziergang in die Unterstadt
Ort: vom Fürstengarten zum Künstlerhaus Lauenburg
13.15 Uhr Mittagessen mit Suppe und Gespräch zur Performance mit Tremenda Corporea
Ort: Künstlerhaus Lauenburg
14.30 Uhr Gesprächsrunde Cake&Cash Collective und otc zum kollektiven Arbeiten im künstlerischen und kulturellen Bereich
Ort: Künstlerhaus Lauenburg
Was bedeutet der Begriff “Kollektiv” heute in diesem Kontext? Woher kommt das “kollektive Aufbegehren” in manchen künstlerischen Kreisen? Welche Herausforderungen und Hürden stellen sich den Kollektiven?
Informationen zum Cake&Cash Collective:
Cake&Cash Collective ist ein feministisches künstlerisch-kuratorisches Kollektiv, das seit 2019 vor allem in Hamburg aktiv ist. Cake & Cash arbeitet an kollektiven Strukturen und Räumen für Austausch und Sichtbarkeit von FLINTA*-Künstler:innen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf unterschiedlichen Formen und Verständnissen von Kollektivität. So agiert das Kollektiv sowohl als Gruppe mit verschiedenen Facetten, als auch mit künstlerischen und/oder kuratorischen Positionen einzelner Kollektivmitglieder.
2023 experimentierte Cake&Cash mit Praktiken des gemeinsamen Kunstmachens und erforschte auditive Formate wie Lecture Performance oder Audiocollage als kollektive künstlerische Medien. Das Performance-Debüt von C&C mit der Lecture Performance „Draft: der Traum vom Staubsaugerroboter“ fand im Kunsthaus Hamburg statt. C&C operierte als Kuratorin, Bühnenbildnerin und Künstlerin für die dreiteilige Ausstellungsreihe Cake&Cash and Friends im MOM art space Hamburg, in der ausschließlich Audioarbeiten von 4 Kollektiven, u.a. otc, gezeigt wurden. Im Turnus 2021 – 2022 gründete C&C die Grind&Shine Inc. im Kunstverein Harburger Bahnhof. Innerhalb dieses Fake-Startups setzte sich C&C mit Selbstverwirklichungs- und Optimierungserzählungen in der Kunst auseinander und organisierte ein Programm mit 5 Ausstellungen, einem Bar-Büro, Lesekreisen und Künstler:innengesprächen. Cake&Cash Collective sind: Annika Grabold, Paula Hoffmann, Laura Mahnke, Anne Meerpohl, Farina Mietchen
15.30 Uhr Kaffee und Kuchenpause mit Abschlussrunde zum Symposium
Ort: Künstlerhaus Lauenburg
Kuchenspenden sind herzlich willkommen! Vielen Dank.
17.00 Uhr Ende
„Chapter 1:
Out of Your Head and Into my Body“
14. Juni – 11. August 2024
Lothringer 13 Halle, Ein Kunstraum der Stadt München
von otc – Observant Thick Conversation
In einem langfristig angelegten Recherche- und Austauschprozess befasst sich das Künstler:innenkollektiv otc – Observant Thick Conversation mit solidarischen Formen des nachhaltigen Zusammenarbeitens. In der Lothringer 13 Halle greift otc verschiedene Aspekte kollektiven Arbeitens auf und übersetzen sie in eine ortsspezifische Installation aus vorgefundenen Materialien und Elementen aus dem Fundus des Kunstraums. Durch verschiedene Komponenten im Raum, die miteinander verbunden sind, sich gegenüberstehen, sich halten, sich unangenehm nahe kommen, auseinander streben, aneinander lehnen oder sich stützen, werden immer wiederkehrende physische und emotionale Situationen aus der kollektiven Arbeit angedeutet und für Besucher:innen spürbar. otc – Observant Thick Conversation, vormals „Yours truly, LoL“, vormals „Law of Life (LoL)“ ist ein Künstler:innenkollektiv, das sich zum Ziel gesetzt hat, kollektive Strukturen für junge Künstler*innen zu schaffen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Vernetzung und der Aufbau nachhaltiger Netzwerke im Austausch mit Künstler:innen, Kurator:innen und Institutionen ist ein wesentlicher Teil ihrer gemeinsamen künstlerischen und politischen Praxis .
Das Kollektiv hat verschiedene Projekte und Ausstellungen in Košice (SK), Hamburg, Berlin und Göttingen realisiert. Derzeit besteht otc aus Rahel grote Lambers, Alexander Klaubert, Francis Kussatz und Julia Lübbecke.
Die Installation „Out of Your Head and Into my Body“ entsteht in Kooperation mit dem Künstlerhaus Lauenburg im Rahmen der Reihe „Have we passed peak collective?“, die von otc in Lauenburg, München, Bremen und Berlin 2024 – 2025 realisiert wird.
Lothringer13 Halle, 19.6.2024
Installation OTC (Part Time Commitment Series: Chapter 1: Out of Your Head and Into my Body) – Fotos: Frank Bauer
Weitere Informationen
Out of Your Head and Into my Body
„Chapter 2: Institutionelle Verhältnisse“
2. November 2024
Künstler:innenhaus Bremen
Fragen aus unserer Sicht/ aus der Sicht von künstlerischen Kollektiven
Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit wir als Künstler:innenkollektiv im institutionellen Kontext produktiv arbeiten können?
Überschneidende Frage aus Sicht der Künstler:innen sowie der Kurator:innen interessant zu diskutieren:
Über welche Infrastrukturen muss eine Institution verfügen, um kollektive Arbeit ermöglichen zu können?
Fragen aus kuratorischer Sicht
Aus Sicht und Erfahrungen von Kurator:innen (und falls gegeben der jeweiligen Institutionen): was muss man beachten in der Zusammenarbeit mit künstlerischen Kollektiven? Was sind die Besonderheiten oder Herausforderungen in der Zusammenarbeit? Was sind die speziellen Möglichkeiten, die sich mit Einzelkünstler:innen eventuell nicht ergeben?
Wie kann kollektive Arbeit für Personen, die in einem institutionellen Kontext arbeiten, ermöglicht werden? Wie könnten sich Institutionen kollektivieren oder kollektiv organisieren/zusammenarbeiten?
Fragen aus unserer Sicht/ aus der Sicht von künstlerischen Kollektiven
Welche Erfahrungen können selbstorganisierte künstlerische Kollektive an Institutionen weitergeben und wie könnte das aussehen?
Welche Herangehensweisen an Projekte können geteilt werden? Ermöglicht kollektive Arbeit eine Reflexion von Hierarchien in der Zusammenarbeit? Welche unterschiedlichen Dialogprozesse können gemeinsame Entscheidungs- und Konsensfindung schaffen?
Fragen aus gemeinsamer Sicht
Wie können wir in der Zusammenarbeit miteinander Lebensrealitäten der Akteur:innen und Institutionen reflektieren?
Inwiefern kann das Raum geben und das öffentliche Diskutieren der oben genannten Fragen und das hierdurch erhoffte Anstoßen eines dauerhaften Aushandlungsprozesses, in dem man transparent miteinander kommuniziert, Solidarität schaffen?
Wie kann das produzierte Wissen weitergegeben werden und in verschiedenen künstlerischen Kontexten adaptiert und somit etabliert werden?
otc, 2023 – Foto: Observant Thick Conversation
otc – Observant Thick Conversation:
otc hat sich 2018 gegründet, war bis 2022 unter den Namen Law of Life (LoL) und Yours truly, LoL aktiv und besteht aus den Künstler:innen Alexander Klaubert, Francis Kussatz, Julia Lübbecke und Rahel grote Lambers. Gegründet haben sie sich aus dem Frust gegenüber einem auf Individualismus ausgerichteten Kulturbetrieb und dem Wunsch gemeinsame Wege und Strukturen für junge Künstler*innen zu finden und zu schaffen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Neben eigener Ausstellungspraxis und thematischen Auseinandersetzung, ist daher der Aufbau nachhaltiger Netzwerke durch die Initiierung eines engen Dialogs zwischen Künstler*innen, Kurator*innen und Kulturschaffenden ein wesentlicher Teil ihrer künstlerisch-politischen Arbeit.
Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Kunstverein Göttingen, dem ZAK – Zentrum für Aktuelle Kunst in der Zitadelle Berlin, der Frappant Galerie in Hamburg und der Vunu Gallery in Košice gezeigt.
Das Künstler*innenkollektiv stellt sich vor.
Das Stipendium wird gefördert durch Mittel des Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und Vast Forward.