1 Jahr, 2 Tage, 3 Wochen – otc in Lauenburg
Fast ein Jahr im Kontakt, zwei Tage im November 2023 vor Ort, drei Wochen im Januar 2024 in Lauenburg und die unzähligen Stunden in Berlin und Hamburg zum inhaltlichen Austausch und ortsspezifischer Planung und Umsetzung.
Lauenburg, danke.
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Das Stipendium des Künstler*innenhauses ist Teil unseres aktuellen und fortlaufenden Prozesses geworden. Die Möglichkeit, dass alle vier Mitglieder des Kollektivs an einem Ort sein können, ist nicht oft gegeben und hat uns einen neuen Raum eröffnet, miteinander zu kommunizieren und zu planen. Das trifft nicht nur auf uns intern zu, sondern auch auf die Stadt Lauenburg, ihre Bewohner*innen, Mitglieder im Kunstverein, Gruppen sowie Kollektive, Institutionen aus Deutschland und internationalen Organisationen. Wir wurden eingeladen, zum Thema des „Solidarischen Arbeiten“ ein Projekt zu entwickeln. Was bedeutet „solidarisches“ Arbeiten eigentlich? Nach der Definition im Duden könnte man entweder sagen, dass man mit jemandem übereinstimmend und für ihn einstehend eintritt oder gemeinsam Verantwortung teilt und einander verpflichtet ist.
Seit 2018 arbeiten wir im Kunstkollektiv zusammen und haben in der Zeit vielseitige Projekte und Ausstellungen entwickelt. Aber von wem sprechen wir, wenn wir „WIR“ schreiben? Um uns kurz vorzustellen, wir sind das Kollektiv Observant Thick Conversation – otc bestehend aus Rahel grote Lambers, Julia Lübbecke, Alexander Klaubert und Francis Kussatz. Uns verbindet unser künstlerisches Schaffen sowie unser Umgang mit Herausforderungen, die sich Künstler*innen aus verschiedenen Sparten, Städten und aus unterschiedlichen Hintergründen stellen. Seit unserer Gründung ist es unser Anliegen, kollektive Wege und Strukturen für junge Künstler*innen zu schaffen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Daher ist die Vernetzung und der Aufbau nachhaltiger Netzwerke durch die Initiierung eines engen Dialogs zwischen Künstler:innen, Kurator:innen und Kulturschaffenden ein wesentlicher Teil unserer Praxis.
Dank Marita Landgrafs Einladung ins Künstler*innenhaus haben wir uns das Stipendium zum Anlass genommen, genau so ein Netzwerk über zwei Jahre auszubauen und diesen Dialog in Form einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe zum Thema “Have We Passed Peak Collective?“ zu thematisieren. Startpunkt wird ein zweitägiges Symposium in Lauenburg sein, welches lokale Akteur*innen, Gruppen, Bürger*innen, Ehrenamtliche und Kunstkollektive aus Hamburg zu einem gemeinsamen Dialog einlädt. Dazu haben wir die drei Wochen der Residenz vor Ort intensiv genutzt, um mit der Stadt, aber auch mit Kollektiven, Institutionen, Personen aus vielfältigen Kontexten in Kontakt zu treten. Denn das Projekt soll sich an mehreren Standorten in München, Bremen, Berlin und Frankfurt fortsetzen. Während unserer Anwesenheit haben wir unterschiedliche Veranstaltungen besucht, die aktive Akteure und Gruppen zu dem Zeitpunkt angeboten haben, wie zum Beispiel dem Ehrenamtstreffen von Andrea Weber oder der Pflanzung des Korbinian-Apfels im Fürstengarten von den Omas gegen Rechts zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Korbinian-Apfel oder KZ 3 wurde von Pfarrer Korbinian Aigner während seiner Gefangenschaft im Konzentrationslager Dachau gepflanzt. Diese Treffen waren für uns besonders wichtig, um die Menschen aus Lauenburg kennenzulernen und mehr über Lauenburg zu erfahren.
Bevor das Symposium vom 17. bis 18. Mai 2024 in Lauenburg stattfindet, werden wir noch einmal anreisen, um unsere Ideen und Fragen an verschiedenen Fenstern in Lauenburg mit einer Plottschrift sichtbar zu machen. Die Intervention im Stadtraum soll unsere thematischen Fragen und Aussagen zum Thema Kollektive, Gruppen, Ehrenamt und solidarisches Arbeiten vor Ort sichtbar machen, um den Dialog schon vor der Veranstaltung anzustoßen. Unser Wunsch ist eine temporäre Sichtbarkeit, so wie ein, wenn möglich bleibendes Element zu hinterlassen, das zum Denken anregt.
Wir hatten bisher einen wichtigen und verbindenden Aufenthalt in Lauenburg, der uns neue Perspektiven mitgegeben hat sowie Konflikte und verbindende Elemente beleuchtet hat. Ein Gedanke zur Freiwilligenarbeit, die große Überschneidungen zur kollektiven Arbeit hat, begleitet uns bis heute und wird sich auch in unserem Symposium weiterführen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Personen, mit denen wir uns austauschen konnten, dem Künstler*innenhaus und deren Mitglieder, Marita Landgraf, der Stadt Lauenburg und natürlich Vast Forward für diese Chance, unser Projekt so umsetzen zu können!
otc, 2023 – Foto: Observant Thick Conversation
STIPENDIUM AUF EINLADUNG
vergeben 2023/2024 an das Künstler*innenkollektiv otc
Wir sind otc – Observant Thick Conversation (ehem. Law of Life (LoL), Yours truly LOL), ein Künstler*innenkollektiv, das das diesjährige Stipendium auf Einladung erhalten hat. Wir freuen uns sehr über die Gelegenheit in Lauenburg zu arbeiten, insbesondere, da wir die Möglichkeit haben, uns intensiv mit dem Thema „Solidarisches Arbeiten“ auseinanderzusetzen, welches gerade in der heutigen Zeit sehr relevant ist.
Unsere kollektive künstlerische Praxis basiert sowohl auf dem gemeinsamen Ausstellen und Kuratieren als auch auf der Schaffung von nachhaltigen Beziehungen mit anderen Kollektiven. Im Jahr 2018 haben wir uns als Kollektiv zusammengefunden, um uns in den kompetitiven und individualistischen Strukturen des Kunstbetriebs gegenseitig zu unterstützen und diesen – in unserem Möglichkeitsbereich – etwas entgegenzusetzen. Seither haben wir in verschiedenen Kontexten von der Vunu Gallery in Košice bis zum Kunstverein Göttingen mit diversen Personen gearbeitet und ausgestellt. Derzeit besteht das Kollektiv aus Alexander Klaubert, Francis Kussatz, Julia Lübbecke und Rahel grote Lambers.
Während der Residenz in Lauenburg möchten wir unseren Dialog über kollektives Arbeiten erweitern und mit Gastkollektiven einen Raum schaffen, in dem gemeinsam kollektive Arbeitsweisen und deren Voraussetzungen reflektiert, diskutiert und weiterentwickelt werden. Ziel ist es, 2024 ein Symposium in Lauenburg zu veranstalten und im Hinblick darauf, mit verschiedenen Gastkollektiven zusammenzuarbeiten. Das Symposium wird die Vorstellungen und Erfahrungen mit kollektivem Arbeiten und Organisieren innerhalb der Kunst, aber auch außerhalb des Kunstfeldes untersuchen. Zudem möchten wir ausloten, wie das Kollektive mit solidarischen Formen der Arbeit verbunden ist. Dabei freuen wir uns auch darauf, Lauenburg und seinen lokalen kulturellen Kontext kennenzulernen.
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otc
Weitere Informationen unter Stipendien aktuell.
Das Stipendium wird gefördert durch Mittel des Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und Vast Forward.